Rüdiger Kurtz

Gambia war reiner Zufall. In einer Bochumer Kneipe fand ich 1999 einen Flyer mit Informationen über ein soeben begonnenes Projekt in Gambia. Ein Kindergarten sollte errichtet werden und man suchte noch Paten. Unter den Kontaktpersonen befand sich eine Frau, die ich flüchtig kannte und wenige Tage später zufällig traf. Was sie berichtete fand ich sehr sympathisch und so wurde ich Mitglied und Pate.

Das Projekt lief gut an, Unterkünfte wurden errichtet, Lehrer eingestellt, Spielgeräte angeschafft. All dies erfuhr ich aus den Berichten, die 1-2 mal jährlich ins Haus flatterten. Ich freute mich über die Fotos der spielenden Kinder und bewunderte die Tatkraft der Mitglieder, die auf eigene Kosten nach Gambia reisten und sich auch sonst um alles kümmerten. Immer wieder überlegte ich, mich ebenfalls aktiver einzubringen, aber es lief ja auch so sehr gut.

2007 rief mich dann mein Freund Thomas aus China an und fragte, ob ich Lust hätte, gemeinsam mit ihm und ein paar Leuten, ein Projekt in Gambia anzustoßen. Schon wieder Gambia, wunderte ich mich und mein Glaube an Zufälle kam kurzfristig ins Wanken. Ich sagte zu und machte mir erst Gedanken über das Ausmaß meiner Zusage nachdem ich aufgelegt hatte. Thomas reiste mit seiner Freundin an, ich hatte meine ebenfalls mit ins Boot geholt und so kamen wir mit drei weiteren „Überzeugten“ auf die staatlich geforderten sieben Gründungsmitglieder für unseren Verein.

Bereits ein Jahr später kniete ich inmitten lachender und spielender Kinder in einem Dorf in Gambia und schaufelte mit einer rostigen Machete und bloßen Händen eine Vertiefung für ein Schaukelgerüst in den lehmigen Grund. Drei Häuser waren soweit renoviert, dass sie genutzt werden konnten, vier Lehrer und ein Hausmeister kümmerten sich um die Kinder und ich konnte es kaum fassen, was mit bescheidenen Mitteln innerhalb eines Jahres entstanden war. Seither hat sich vieles verändert, auch mit mir, auch mit meiner Einstellung zu Menschen und Dingen, zu Freundschaft und Besitz. Es wächst und gedeiht etwas, hier wie dort und ich freue mich, dass ich daran teilhabe.

 

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